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  • AutorenbildSebastian Wittmann

Die sieben Kultursünden, die sich in Meetings zeigen


Zeig mir deine Meetingkultur und ich sag dir, wie es um deine Unternehmenskultur steht.


Bei unserer Recherche, was gute und schlechte Meetings ausmacht, haben wir eine Menge Interviews geführt. So haben wir einen Einblick in sehr viele Unternehmen bekommen. Beim genaueren Nachfragen hat sich abgezeichnet: Wenn die Meetingkultur im Argen liegt, schaut’s mit der Unternehmenskultur häufig ganz ähnlich aus.


Oder andersherum gedacht: Ungünstige Muster in der Unternehmenskultur spiegeln sich auch in den Meetings wider. Nicht selten werden gerade in hierarchisch geprägten Unternehmen die eigene(n) Position(en) durch Meetings manifestiert.


Insgesamt haben wir sieben Kultursünden für euch näher beleuchtet. Ohne den Anspruch auf Vollständigkeit. Leider. Es gibt bestimmt noch mehr.


Machtmissbrauch

Um die eigene Stellung deutlich zu machen, kommen manche Führungskräfte absichtlich zu spät und lassen die Kolleg*innen warten. Machtgehabe wird auch gerne mal durch besonders lange Redeanteile ausgedrückt. Oder man fällt Leuten ins Wort bzw. lässt den/die Kolleg*in die Ausführung nicht beenden. Streng nach dem Motto „Ober sticht Unter“.


Eine Steigerung sind offenes Desinteresse bis hin zum Herabwürdigen einer Person vor versammelter Mannschaft. Diese Machtspielchen zeigen sich dann häufig auch außerhalb der Meetings im „normalen“ Arbeitsalltag, was zu Misstrauen und Angst führen kann.


Informationshortung


Kolleg*innen beteiligen sich nicht aktiv am Meeting und behalten wichtige Informationen für sich. Sie sind nicht bereit, ihr Wissen zu teilen, weil es ihnen ein Gefühl der Macht vermittelt: „Ich bin nicht ersetzbar, weil ich der einzige bin, der weiß, wie alles funktioniert.“


Wissens-Silos finden sich dann oft auch in mehreren Abteilungen oder Schnittstellen im Unternehmen. Sie verhindern den Informationsfluss. Manchmal blockieren Kolleg*innen damit Projekte und ganze Prozesse.


Kontrollwahn


Ein Protokoll zu einem Meeting anzufertigen, ist grundsätzlich eine feine Sache. Jede*r Teilnehmer*in weiß im Nachgang (im Idealfall), was genau bis wann zu tun ist. Das Protokoll sorgt dafür, dass Verbindlichkeit entsteht.


Allerdings kann man auch alles übertreiben. Teils wird verlangt, dass minutiös mitgeschrieben wird. Endprodukte des Kontrollwahnsinns sind dann seitenlange Protokolle, die im Nachgang niemand mehr liest.

Was ist die Motivation, ellenlange Protokolle anfertigen zu lassen? Die Kontrolle der Mitarbeitenden. Aussagen, die Monate vorher getroffen wurden, werden dann stolz herausgefischt und als Gegenargument angeführt.


Ist dir schon mal aufgefallen: Überall dort, wo viele Überwachungsmechanismen eingesetzt werden, riecht es nach „Misstrauen“. Ein Klima des Kontrollwahns führt sicher nicht zu mehr Freude an der Arbeit oder zu mehr Verantwortungsübernahme. Mit großer Wahrscheinlichkeit genau zum Gegenteil.


Entscheidungsdiffusion


Das kennst du sicher. Die einzige Entscheidung, die im Meeting getroffen wird, ist, dass es ein weiteres Meeting braucht. So verbringt man Stunden wertvoller Arbeitszeit, ohne wirklich Ergebnisse zu erzielen. Oft marschiert man aus einem Meeting raus und denkt sich:

„Haben wir jetzt eigentlich was entschieden? Naja, wird sich schon jemand drum kümmern.“


Wenn sich solche sinnlosen Meetings häufen, ist das oft ein Indikator, dass eine Kultur der Unverbindlichkeit im Unternehmen herrscht. Es ist weder klar, was genau entschieden wurde, wer den Hut aufhat und vor allem bis wann der Task erledigt ist. Verantwortung wird an andere verschoben. Kein Wunder, dass dann nichts vorangeht sondern eher der Statuts Quo verwaltet wird.


Versagensangst


Die Schwester der Entscheidungsdiffusion ist die Versagensangst. Aus der Angst heraus, die falsche Entscheidung zu treffen und dann dafür gerade stehen zu müssen, wird die Entscheidung vertagt. Oder es gibt keine genauen Zuständigkeiten, sodass der Schwarze Peter weitergeschoben werden kann: „Ich dachte, der Michael übernimmt das.“


Gerade wenn ein Klima der Angst vor Bestrafung herrscht, wird in Meetings eine Entscheidung gescheut. Lieber keine Entscheidung als Gefahr zu laufen, eine auf den Deckel zu bekommen. Auch das lähmt die Entwicklung der gesamten Organisation.


FOMO - Fear Of Missing Out

Die Angst etwas verpassen zu können (Fear Of Missing Out, kurz FOMO) führt häufig dazu, dass zu viele Menschen in einem Meeting sitzen, die eigentlich keinen echten Beitrag leisten können. Grüßgottonkel und -tanten. Häufig sieht man die Sünde in Kombination mit der Meetingsünde „Informationshortung“ auftreten: „Ich muss informiert bleiben, nur dann kann ich mich unentbehrlich machen.“


Viel zu große Meetings können ein Anzeichen von Wichtigtuerei und zu großen Egos sein. Arbeit auf Augenhöhe und egofreie Zonen findet man dann in diesen Firmen auch häufig vergeblich.


Gleichgültigkeit

Ach, wie groß ist meine Freude, wenn ich zu einem Online-Meeting eingeladen werde und ich von Anfang an in schwarze Kacheln starre! Selbst auf die Bitte hin, doch die Kamera einzuschalten, bleibt alles schwarz. Da nehme ich am liebsten Reißaus.


In face-to-face Meetings gibt es eine noch perfidere Form der Gleichgültigkeit. Teilnehmer*innen tippen auf ihren mobilen Endgeräten herum, unterhalten sich, sind ganz offensichtlich mit etwas anderem beschäftigt. In diesem Fall müssten wir eigentlich ein neues Wort finden für diese Menschen finden: die Beisitzenden, die Zufälliganwesenden, die Ignorierenden. Teilnehmer*innen stimmt ja so nicht. Die perfideste Form: Augenrollen, zur Schau gestelltes Desinteresse und Seufzen.


Ein Blick in die Kultur des Unternehmens lässt mir Übles schwanen. Wir-Gefühl sucht man meistens vergebens. Es wird neben einander her gearbeitet. Oft gibt es auch offene Anfeindungen, Grüppchenbildung und Respeklosigkeiten. Manchmal einfach nur Resignation. Egal, welchen Grund die Gleichgültigkeit hat. Dort zu arbeiten macht sicher nicht allzu viel Freude.


Das Wort zum Sonntag


Meetingzeit ist Lebenszeit. Überlegt euch, wie ihr eure Meetings gestaltet und wen ihr einladet. Und plant eure Meetings so, dass echte Ergebnisse dabei herauskommen. Solltet ihr respektloses Verhalten einzelner Teilnehmer*innen oder Beisitzenden erkennen, sprecht es an. Vielleicht nicht direkt im Meeting. Aber im Nachgang in einer 4-Augen-Situation.

Häufig reicht eine faule Kartoffel im Meeting, um die Meetingkultur zu zerstören.


Unsere Hæcks helfen euch, viele der 7 Kultursünden schon im Vorfeld auszuschließen oder ihr Auftreten sehr unwahrscheinlich zu machen.


Und noch eine Bitte: solltet ihr immer wieder mehr als 4 Kultursünden in euren Meetings entdecken, denkt mal über einen Arbeitgeber*innenwechsel nach.

Meetingzeit = Arbeitszeit = Lebenszeit.

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